Montag, 15. September 2014

002. Der Fachbeitrag: FoIP - Eine Einführung




FoIP – Eine Einführung

Das T.38 Protokoll regelt die Vorgangsweise wie Faxe mittels Fax over IP (FoIP) in Echtzeit zu senden bzw. zu empfangen sind. 
Es regelt also die Art und Weise der Datenübertragung, die Übertragung der Rufnummer, Datum und Uhrzeit sowie die Empfangsquittierung. Für den Versand und dem Empfang gibt es grundsätzlich drei mögliche Wege:
  1. Faxgerät mit T.30 Protokoll
  2. Über den PC mittels entsprechender Software 
  3. Faxgerät mit T.38 Protokoll
Versand mittels Faxgerät mit T.30 Protokoll: 
Die üblichste Form ist die Verwendung von FoIP mit normalen Faxgeräten. Diese sind jedoch nicht ohne weiteres dafür einsetzbar. Diese Geräte arbeiten mit dem so genannten T.30 Protokoll, welches mit dem T.38 Protokoll nicht kompatibel ist. Es ist daher notwendig, die eingelesenen und auf T.30 umgewandelten Daten für die FoIP Übertragungsart (T.38 Protokoll) nochmals umzuwandeln.

Das T.38 Protokoll ist keine Software welche diese Umwandlung durchführt. Tatsächlich beschreibt dieses Protokoll nur wie die Umwandlung durchgeführt werden muss. Die eigentliche Umwandlung wird mit einer entsprechenden Software durchgeführt, welche sich an die Vorgaben des Protokolls halten muss.

Die Umwandlung selbst erfolgt dann in einem Gateway, dass im Grunde eine Stück Hardware ist, welches mit einem Eingang für ein Telefonkabel (RJ-11) und einem Ausgang für das Internet (RJ-45) und einer entsprechenden Software ausgerüstet ist. Das Faxgerät wird per Telefonkabel mit dem Gateway verbunden und überträgt dann Daten. Ist die Umwandlung erfolgt sind die Daten grundsätzlich zum Versand bereit. 

Versand über den PC mittels entsprechender Software:  
Alternativ ist es auch möglich den PC als FoIP Fax zu verwenden. In diesem Fall erfolgt die Umwandlung der Daten sofort nach dem T.38 Protokoll und es muss kein Gateway eingesetzt werden. Auch hier stehen nach der Umwandlung die Daten zum Versand bereit.

Versand mittels Faxgerät mit T.38 Protokoll: 
Grundsätzlich soll auch diese Möglichkeit besprochen werden, auch wenn sie selbst kaum zum Einsatz kommt. In diesem Fall erfolgt die Umwandlung der Daten natürlich ebenfalls sofort auf Basis des T.38 Protokolls und sind dann zum Versand bereit. In der Realität kommt es jedoch kaum zum Einsatz dieser Geräte. Zum einen sind sie bis zu einem Drittel teurer, im Vergleich zu herkömmlichen Geräten. Auch stellt sich die Frage ob die Mehrkosten im Verhältnis zur erreichbaren Qualität stehen und schließlich sind die die oben behandelten Faxgeräte (T.30) meist bereits vorhanden und eine Neuanschaffung wird daher erst gar nicht in Betracht gezogen. 

Verhandlungen: 
Während der Umwandlung der Daten in das richtige Format bzw. unmittelbar danach (Geräteabhängig) stellt das Gateway (PC, T.38 Fax) mit dem Provider des Versenders eine Verbindung her.

Damit kommen wir zu einem höchst komplexen Thema und wer es wirklich genau wissen möchte, sollte sich das T.38 Protokoll https://www.itu.int/rec/T-REC-T.38-200704-S/en in Ruhe anschauen. 

Doch ich möchte hiermit die folgende Warnung aussprechen: „Das lesen dieses 130 Seiten starken Dokuments von interessierten aber nicht telekommunikationstechnisch geschulten Personen kann zu dauerhaften Fehlverhalten gegenüber dem Faxgerät führen. ;-)“

Im groben Zügen und im übertragenen Sinne muss man sich das so vorstellen: Wir wissen zu diesem Zeitpunkt nur, dass der Provider des Versenders mit dem T.38 Protokoll arbeiten kann. Das wissen wir aber nicht über den Provider des Empfängers und auch nicht über Empfänger selbst. Es ist genauso gut möglich, dass der Empfänger nur über ein „normales“ Fax verfügt und mit einem T.38 Protokoll nichts anfangen kann. Diese und viele weitere „Wissenswerte“ Dinge werden ermittelt und schließlich wird ausverhandelt auf welche Art und Weise die Daten nun tatsächlich übertragen werden sollen. Die Verbindung wird hergestellt.
Je nach den Ergebnissen dieser Verhandlungen findet nun eine direkte Datenübertragung im T.38 Verfahren zum Fax des Empfängers statt oder, wenn dieser T.38 nicht versteht, zu einem weiteren Gateway, welcher für die Umwandlung in ein T.30 Protokoll und dann anschließend für das weiterleiten zum Fax des Empfängers verantwortlich ist.

Zum Empfang: 
Wird über das T.38 Protokoll versendet, kommt auch ein Fehlerkorrekturprogramm zum Einsatz, welches die einzelnen Datenpakete zwei, drei oder sogar viermal versendet. Damit soll die Vollständigkeit und die Fehlerfreiheit der einzelnen Pakete gewährleistet werden. Die nicht benötigten Pakete werden einfach wieder verworfen.

Über die Qualität: 
Obwohl das T.38 Protokoll speziell für das Faxen over IP entwickelt wurde und trotz der eingebauten Fehlerkorrektur kann nicht davon gesprochen werden, dass dies völlig problemlos funktioniert. Die Erfolgsrate liegt irgendwo zwischen 75% und 80%. Das bedeutet, dass das Versenden von 100 Seiten eines Dokumentes bei einer Erfolgsrate von 80% dazu führt, dass 20 Seiten nicht fehlerfrei übertragen werden. Aber es gilt auch zu bemerken, dass die hohe Fehlerrate oft auch Hausgemacht ist. Zum Beispiel verfügen nur wenige Faxgeräte über die Möglichkeit die Geschwindigkeit per Hand zu regulieren oder das interne Netzwerk ist falsch konfiguriert usw. 

Alternative:
Eine weitere Möglichkeit der Übertragung wäre das T.37 Protokoll, welches das Versenden im Store & Forward Modus vorsieht. Das bedeutet, dass eine E-Mail mit Dokumentenanhang im TIFF Format über SMTP versendet wird. Doch das ist eine andere Geschichte.

Freundliche Grüße
Robert Linsbauer

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